ALPENGLÜHEN -ZWITSCHERMASCHINE

Die Räume

VOLKSTATA – Volkstheater aus dem Geist der Kunst – Volkstheater als Kunst.

Nach dem “holistisch-dadaistischen Gesamt-Kunstfestival 2021“ bringt VOLKSTATA dieses Jahr mit Alpenglühen das operettenhaft-malerische Salzkammergut in den Kunst-Projektraum Zwitschermaschine.

Raum 1 – ALPENGLÜHEN

Der erste Raum der ZWITSCHERMASCHINE, gestaltet von Ulrike+Günther-Jürgen Klein, breitet die Landschaft aus, die den Hintergrund unseres diesjährigen Festivals „Alpenglühen“ bildet. Die linke Wand zeigt eine volkstümliche Szene, deren Motive dem heute noch populären Tarock-Karten entlehnt sind. Die Motive erinnern an Bauerntheater oder die „Lüftl-Malerei“, die überall im Alpenraum verbreitet ist.  Ein dörfliches Leben, wie es in den Operetten und Filmkomödien der Zwanziger bis Fünfziger Jahre gefeiert wurde und heute noch das Bild des Alpenraumes prägen.  Das „Weiße Rössl am Wolfgangsee“ zum Beispiel oder Die Trapp-Familie, was in den Sechziger Jahren unter dem Titel „Sound of Music“ mit Julie Andrews ein Welterfolg wurde. Den fröhlich-unbeschwerten Eskapismus dieser Technicolor- Träume greifen auf und warten mal ab, ob sie der Kollision mit den Realität gewordenen Alpträumen unserer Geschichte standhalten.

Die rechte Wandseite führt die skizzierte Darstellung des Salzkammerguts in eine abstrahierte Darstellung himmlischer Gefilde. Die Galaxien des Universums und sich um eine unsichtbare Achse drehenden Sternennebel sind gestaltet als fraktale Bögen, angelehnt an die üppigen, goldenen Verzierungen der Barock- und Rokoko-Kirchen, die das Bild der Bayrischen und österreichischen Landschaft prägen.

Love on a mountain top
"Love on a Mountain Top"

Ein Objekt von Robert Farrar (organische Materie, Amethyst, geerbtes Silbertablett)

Wir sehnen uns nach Klarheit, Kontur und Form. Aber die Natur brodelt, schmilzt, bricht aus und verfällt. Existieren wir überhaupt als kohärente Identitäten? Wie wenig Kontrolle haben wir über unsere Körperfunktionen – die Gerüche, die wir verströmen, die Art und Weise, wie wir unsere Nahrung verdauen, die phantastischen Wünsche, zu denen uns unsere Hormone treiben! Wir denken an Foucault, der nach einer durchtanzten dionysischen Disco-Nacht nachdenklich seinen Jockstrap wäscht.

Doch einige Formen in der Natur sind scharf umrissen. Sie scheinen nicht zu schmelzen oder zu zerfallen. “Alles ist nicht verloren!” scheinen sie zu sagen. Vielleicht könnte es ja doch sauber und schön sein – dort oben in den Bergen, wo die Luft klar ist und die Hügel von Musik erfüllt sind.

Raum 2

Die Kapelle

DIES IST MEIN BLUT

Drei Stufen führen zu einem schmalen und hohen Zwischenraum, den Ulrike Klein als Kapelle gestaltet hat. Ursprünglich ist die Kapelle der Ort, wo die Mantelhälfte des Heiligen St. Martin aufbewahrt wird. Sein Mantel, lat. Cappa wurde zur Reichsreliquie des Frankenreiches des 7.Jh., die in kleineren Räumlichkeiten aufbewahrt wurden. So hat die Kapelle vom Ursprung her eine geistige Schutzfunktion. Dies aufgreifend verwandeln wir den Zwischenraum in einen spirituellen Schutzraum der Kunst.

Raum 3

Der Gastraum mit Aussicht

Der Barraum ist ein Panorama, bei dem man wie bei Raum 1 hinaus schaut in die Natur, sich aber anders als dort nicht in Betrachtung eines Landschafts-Gemäldes ergehen kann, sondern konfrontiert wird mit Getropftem und Verspritztem, Schlieren und Schmierer, Linienwerk, Krakel und darauf Abdrücke nackter Körper in gold.

Achim Krämer – als Performance-Künstler AKiiiM – setzt innere Bilder in Bewegung in den Raum, getragen von Körpererfahrung, ein Schlüsselbegriff für ihn.

In dieser Begrifflichkeit sind diese Wandmalereien zu verstehen. Natur als innere Natur, inkarnierte Lebendigkeit, Strömen und Fließen ins Sinnliche und Berührung. Hingabe in Materialität der Farben, Kreiden und Grafit auf Papier – Eintauchen mit Haut und Haar. Es geht um das Spüren und die Spuren. Abdruck des Erlebens.

Ungegenständlich und doch mit dem Körperabdrücken die direkteste Gegenständlichkeit, die an die Spuren der frühen Menschen denken lässt an Höhlenwänden – tief drin.

Die Performance „Dive into the Two Velvet Curtains“ nimmt das Thema eines Traumes auf, macht diesen im Nachhinein bewusst.

 

Insgesamt zeigt unsere Inszenierung der Räume eine Auseinandersetzung mit der Frage nach den Kräften, die die Welt bewegen. Regiert tatsächlich der reine Kampf ums Dasein, das Recht des Stärkeren die Welt? Oder ist doch hinter diesen Kräften, die wir in der Welt am Wirken sehen, ein allen Wesen zur Entfaltung helfender Schöpfungsplan zu erkennen?